Der Antrag im Wortlaut:
" Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
nachdem das letzte Erbe Albert Einsteins mit dem Abbruch der Reste seines Geburtshauses in der Ulmer Bahnhofstrasse verschwunden ist, werden Stimmen laut, die für Ulm jetzt ein Museum fordern, das an ihn erinnert.
Diese Vorschläge sind ernst zu nehmen. Schließlich stehen hinter einem solchen Projekt nicht nur engagierte Bürger unserer Stadt sondern mittlerweile auch Wissenschaftler und Historiker von internationalem Ruf.
Albert Einsteins wissenschaftliches Werk zu würdigen kann nicht unsere eigentliche Aufgabe sein, wohl aber darf sich Ulm nicht ganz ohne Stolz darauf berufen die Stadt seiner Geburt zu sein. Einstein war ein Bürger dieser Stadt, seine Vorfahren, seine Familie prägten unsere Stadtgeschichte.
Ein vor kurzem seitens der Universität gegründeter Verein, dessen erklärtes Ziel der Bau eines Einsteinmuseum in Bahnhofsnähe ist, favorisiert die Überbauung des Busbahnhofs. Das klingt allein schon unter den Aspekten einer Finanzierung in Millionenhöhe utopisch. Einen Neubau samt Unterhalt werden wir uns dort in absehbarer Zeit nicht leisten können.
Auch wenn es auf den ersten Blick dann auch utopisch klingen mag, es bietet sich für ein Museum dieser Dimension in der Tat die Wilhelmsburg an. Derzeit laufen Planungen über ihre künftige Nutzung, sie soll künftig nicht mehr militärischen sondern nur noch kulturellen Zielen dienen. Ein Kulturzentrum, eine Friedensfestung, eine Museumsinsel, oberhalb von Ulm, rundet die große Vergangenheit unserer Stadt ohne jeden Zweifel würdevoll und majestätisch ab.
Die Wilhelmsburg ist die größte Festungsanlage Europas. Zahllose Besucher erlebten wieder in den letzten Tagen, dass sie mehr ist als nur ein Relikt aus unruhigen Zeiten. Sie diente in Kriegs- wie Friedenszeiten der Unterbringung von Menschen ohne Heimat. Geben wir doch Albert Einstein und seinem Werk dort eine Heimat. Der Kehlturm des Reduits könnte unseres Erachtens dort das Zentrum werden.
Bereits seit 2011 haben wir immer wieder in Anträgen angeregt, die Wilhelmsburg schwerpunktmäßig musealen und kulturellen Zwecken zuzuführen. Der ursprüngliche Gedanke war, hier ein Technikmuseum einzurichten, das Zeugnis einer langjährigen Ulmer Industriegeschichte sein sollte, das alles ist noch nicht ausdiskutiert. Andere Institutionen wie das Theater fanden dort bereits einen Platz. Die Umbauten der letzten Monate schufen die nötige Infrastruktur. Land und Bund sind als Finanziers bei dem Projekt hinzuziehen, Einstein war Ulmer, er war aber auch Württemberger und Deutscher.
Wir beantragen daher, in alle weiteren Planungen für den Ausbau und die künftige Nutzung der Wilhelmsburg dort die Einrichtung eines Einstein-Museums mit einzubeziehen. Die wenigen noch erhaltenen Exponate der Ulmer Industrie, ihre Blütezeit des letzten und vorletzten Jahrhunderts müssen erhalten bleiben. Gleichzeitig verdienen die Reste von Einsteins Geburtshaus, sein wissenschaftlicher Nachlass, aber auch die jüdische Geschichte und nicht zuletzt der Niedergang unserer Stadt im Bombenhagel eine Würdigung.
In der Wilhelmsburg können wir sie bieten."