Anlässlich des Baubeginns der Sedelhöfe erinnert Stadtrat Dr. Hans-Walter Roth daran, dass es sich bei den Sedelhöfen um ein historisches Siedlungsgebiet handelt mit möglicherweise wertvollen archäologischen Zeitzeugnissen. Er bittet die Stadtverwaltung daher, den Gemeinderat von Anfang an über die archäologische Befundung zu informieren.
Der Antrag im Wortlaut:
"Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Czisch,
lange waren sie ersehnt, jetzt geht es los. Die Bagger kommen und selbst Kinder dürfen, wie gerade die Südwestpresse titelt, sich in den Sedelhöfen mal austoben, Bagger fahren und selber Löcher graben. Ulms jüngste Großbaustelle startet endlich durch.
Mir scheint, es ist jetzt höchste Zeit hier erst einmal zur Behutsamkeit zu mahnen. So sind die Sedelhöfe kein neues Baugebiet außerhalb der Stadt ohne archäologische Vorgeschichte, nein, sie sind eine wertvolle Schatzkammer einer großen Ulmer Vergangenheit. Niemand weiß, was unter dem Schutz des Abraums noch auftauchen wird. So zeigt der Blick in das archäologische Verzeichnis unserer Stadt, dass sich unter Schutt und Asche noch Überraschungen verbergen, auch die Reste von Einsteins Geburtshaus liegen dort seit Kriegsende begraben.
Dies ist eine Chance und Aufgabe zugleich.
So weist das amtliche archäologische Stadtkataster von Baden-Württemberg, Band Ulm, auf Karte 1 die Sedelhöfe als eine der letzten großflächigen archäologischen Fehlstellen unserer City aus. Was immer das auch heißen mag, letztendlich man weiß nicht, was alles da zu Tage kommen wird. Nur sollte uns allen von vorne herein klar sein, es wird wie bei dem Bau der Bürgerdienste zum Zeit- und Kostenrisiko für den Bauherrn. Dort tauchte zur Überraschung die alte Stadtmauer auf. Gut erhalten, in einer Qualität, die man heute nicht mehr kennt. Die Bagger bissen sich vergeblich daran die Zähne aus. Die Baukosten explodierten, weil man die Funde unterschätzte, und nicht weil ein Stadtrat um deren Erhalt kämpfte.
Jetzt aber geht es um das hochsensible Areal der Sedelhöfe.
Ich bitte Sie daher, Herr Oberbürgermeister, den Ulmer Gemeinderat hier von Anfang an in die laufende archäologische Befundung mit einzubeziehen und regelmäßig im zuständigen Ausschuss über deren Verlauf zu berichten, - und nicht erst dann, wenn es zu beraten gilt, was an historischen Funden hätte erhalten werden sollen, können oder müssen. Auch sollte von unserer Verwaltungsspitze nicht vergessen werden, dass dem Gemeinderat ein Besichtigungstermin vor Ort zur Begutachtung der verbliebenen Trümmerteile des Geburtshauses von Albert Einstein versprochen wurde.
Versprochen ist versprochen."