In einem gemeinsamen Antrag mit der SPD-Fraktion setzen sich Dr. Thomas Kienle und Dr. Hans-Walter Roth im Namen der CDU-Fraktion dafür ein, dass die Reste des Geburtshauses von Albert Einstein - ähnlich wie die Mauerreste in der Tiefgarage am Rathaus - erlebbar in die neuen Sedelhöfe eingebettet werden.
Der Antrag im Wortlaut:
"Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
die Fraktionen der SPD und der CDU freuen sich, dass die Überlegungen zum Thema Einstein nun endlich konkret werden. Wir sind von der Konzeption der Stadt sehr angetan, die private Seite des Lebensbeginns von Albert Einstein, seine Herkunftsfamilie und deren Verwurzelung in unserer Stadt in den Mittelpunkt der Würdigung zu stellen.
Vor der Umsetzung dieser Pläne möchten wir noch einmal feststellen, dass eine unwiederbringliche Zerstörung dessen, was von Albert Einsteins Geburtshaus übrig geblieben ist, für uns unvorstellbar ist. Wir fühlen uns verpflichtet, die wenigen noch vorhandenen Spuren, so gut es geht zu erhalten.
Es geht nicht darum, einem wissenschaftlichen Anspruch gerecht zu werden. Eine gute Gestaltung und Sichtbarmachung etwa durch Bodenverglasung kann den Zweck erfüllen, wie es Beispiele überall zeigen. Es kann uns auch schon gar nicht darum gehen, ob der Erhalt der Reste des Geburtshauses mehr Touristen nach Ulm bringt und uns deshalb nützt. Wir müssen diese Reste erhalten, weil der bedeutendste Wissenschaftler der Welt des letzten Jahrhunderts dort geboren ist.
Nun ist eingewendet worden, dass die Aura des Ortes zukünftige Besucher enttäuschen könnte. Ein Blick in andere Städte lehrt, dass dem nicht so ist. Das neue jüdische Museum beispielsweise in Wien besteht in der Hauptsache im Untergeschoss nur aus alten Mauern unter Glas, die ohne schriftliche Erläuterungen dem Betrachter nichts sagen würden. Trotzdem kommen die Menschen. Gerade in der der zunehmend digitalen Welt suchen Menschen heute das Echte, das Authentische am authentischen Ort. Das gleiche sieht man im stadthistorischen Museum in Barcelona. Ähnliches erlebt man bei der von Peter Zumthor umbauten Ruine der alten Kirche am Kolumba-Museum in Köln - oder in unserer Tiefgarage am Rathaus. Das echte Alte fasziniert.
Sicher, es wird nicht einfach, die Aura der alten Mauern in der Hektik der Sedelhöfe zur Geltung zu bringen. Wäre es so schlimm? Welche Aura hatte der Ort eigentlich zur Zeit der Geburt Einsteins? Auch damals lag er mitten im geschäftigen Leben der Stadt, in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof auf dem Weg zum Münster. Das ist heute nicht anders.
Was uns demgegenüber gar nicht überzeugt, sind gestalterische, schmückende, informierende Elemente, wie sie von den Architekten oder dem Investor bisher für diesen Ort angedacht sind. Sie sind allenfalls ergänzend sinnvoll. Wir bitten dringend darum, keine Schritte zu unternehmen, die Unwiederbringliches zerstören. Dass die Zeit drängt, wissen wir. Wir beantragen, die Überlegungen der Verwaltung im Ausschuss vorzustellen und damit öffentlich zu machen."