Antrag von Dr. Thomas Kienle, Siegfried Keppler und Jessica Kulitz vom 17.03.2014
Unter dem Titel „Mehr Plastik als Fischlarven in der Donau“ nimmt „Die Zeit“ vom 6.3.2014 Bezug auf eine aktuelle Studie, wonach die Donau deutlich stärker mit Plastikmüll verschmutzt ist als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kommen insbesondere Forscher der Universität Wien im Magazin Environmental Pollution (Lechner et. al, 2014): Demnach treiben an einigen Stellen des Flusses mehr Plastikteile als Fischlarven. Ihren Schätzungen zufolge finden sich in 1.000 Kubikmeter Donauwasser im Schnitt 317 Plastikpartikel – und nur 275 Fischlarven.
Eigentlich wollten die Wiener Forscher die Verbreitung von Fischlarven prüfen. Sie haben die Uferbereiche der Donau in den Jahren 2010 und 2012 mit Hilfe von Netzen untersucht. "Die Ergebnisse haben uns sehr überrascht, die Vermutung liegt nahe, dass es sich dabei um ein globales Problem handelt", sagte der Forscher Aaron Lechner.
Etwa 80 Prozent des Mülls sind laut der Studie industrielles Rohmaterial – kleine Pellets, Kügelchen und Flocken aus buntem Kunststoff. Der Rest sei vermutlich auf kommunalen Abfall zurückzuführen. Die Plastikpartikel sind laut Studie maximal 10 Millimeter groß. Fischlarven kommen auf eine Größe von 5 bis 15 Millimeter, weshalb Fische die Plastikpartikel mit Nahrung verwechseln.
Die Gefahr für Fische besteht darin, dass sie kleine Plastikteilchen mit Nahrung wie Insektenlarven oder Fischeiern verwechseln. Das kann bei den Tieren zu vorgetäuschtem Sättigungsgefühl, inneren Verletzungen und letztlich auch zum Tod führen.
Nach einer Hochrechnung der Forscher spült die Donau täglich rund 4,2 Tonnen Plastikmüll in das Schwarze Meer. Weltweit werden jährlich mehr als 200 Millionen Tonnen Kunststoff produziert. Davon landen verschiedenen Schätzungen zufolge 6 bis 26 Millionen Tonnen im Meer. Der weitaus meiste Plastikmüll, nämlich 70 Prozent, sinkt demnach auf den Meeresboden.
Nach dem Verursacherprinzip und der Verpflichtung zur effektiven Gefahrenvorsorge sind auch die Kommunen entlang der Donau aufgerufen, die Wasserverschmutzung mit Plastikmüll zu vermeiden.
Die Donau kann nach Aussagen der Forscher hierbei auch weltweite Pilotfunktion haben. Im Rahmen des Projektes BLUE DANUBE wird bereits die donauweite Einführung der höchsten Klärstufe gefördert.
Wir bitten Sie, auch das Thema „Vermeidung von Plastikmüll in der Donau“ im Rahmen des Rates der Donaustädte und Regionen aufzunehmen. Dazu kann das Project Blue Danube um Vermeidungsstrategien für die Plastikpartikel und Techniken zur Filtrierung der Mini-Plastikpartikel ergänzt werden und zu einem Leuchtturmprojekt anlässlich der 3. Jahreskonferenz der Donaustrategie vom 26.-28.6.2014 in Wien ausgebaut werden.