Magirus-Villa
Vom Galgenberg kommt Protest: die Magirus-Villa wird abgerissen und durch ein Appartementhaus mit Luxuswohnungen ersetzt. Das mag juristisch und wie im Ausschuss mitgeteilt wurde, in Ordnung sein. Rücksicht aber auf die Anwohner, die Ulmer Bevölkerung und alle anderen, die in Magirus eine herausragende Ulmer Persönlichkeit sehen, deren Erbe zu erhalten ist, wurde da keinesfalls genommen.
Nun formiert sich eine Bürgerinitiative quer durch die Stadt,
Unterschriftenaktionen laufen, Leserbriefe werden geschrieben. Der Bürger wendet sich an seine Stadträte und die stehen da auf dem Schlauch: die Tatsache, dass ein Investor aus gewinnorientieren Gründen ein historisches Gebäude abreißen will und stattdessen Luxuswohnungen bauen darf, scheint besiegelt.
Mich erinnert dies an die Situation aus dem Jahr 1949: die Stadtverwaltung von Frankfurt wollte das beschädigte Goethehaus abreisen. Eine wenige engagierte Bürger stoppten das Unterfangen. Das ausgebrannte Karlruher Schloss sollte nach dem Krieg verschwinden. Eine Bürgerinitiative verhinderte den Abriss.
Da wäre es schon nötig einmal zu erfahren, ob und inwieweit im Vorfeld die Stadtverwaltung involviert war: so dürfte doch bekannt gewesen sein, dass der Name Magirus weltweit für Ulm steht. Seine Villa dominiert nach einhundert Jahren noch immer die Ulmer Skyline vom Neu-Ulmer Ufer. Die Villa gehört zu den wenigen Bauten die beide Weltkriege überlebt haben, es finden sich im Stadtgebiet keine Alternativen. Der alte Baumbestand auf dem Gelände ist schützenswert.
Allein die Villa Krupp, auch als Villa Hügel bekannt, heute ein Weltkulturerbe könnte als Pendant mithalten. Dass das Haus auf dem Galgenberg abbruchreif sei, wiederlegen die beiliegenden Bilder vom gestrigen Tage. Dass der Denkmalschutz nicht greift, ist für Kunstkenner unverständlich.
Über die Person von Magirus zu diskutieren ist müßig. Er war ein klassischer schwäbischer Tüftler, Industrieller, ein Pionier auf dem Feuerwehrwesen. Weltweit kennzeichnet sein Name den Brandschutz, in allen Kontinenten stehen Magirusfahrzeuge mit dem Logo des Ulmer Münsters.
Und wir lassen uns von einem Investor über den Tisch ziehen?
Unsere Fragen: wurde im Vorfeld geprüft, ob die Stadt Ulm, durch Vorkaufsrecht abgesichert, das Gebäude hätte erwerben können? Hat man über eine eigene Verwendung nachgedacht? Hat man in die Überlegungen die Firma Iveco mit einbezogen? Hat man Alternativen gesucht?
Uns fehlt Raum für Verwaltung, unsere Archive platzen aus den Nähten, die Depots unserer Museen sind gefüllt. Private Sammler suchen Ausstellungsflächen. Ich bin mir sicher, es ließen sich zahllose Ideen entwickeln lassen, die Villa angemessen zu nutzen.
Eines steht aber fest: Wer die Magirus-Villa zerstört, zerstört das Magirus Erbe unserer Stadt. Und das dürfen wir nicht kritiklos zulassen.