CDU-Fraktion will Bildungssystem nicht aufs Spiel setzen
In diesem Herbst starten die ersten Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg. Auch in Ulm gibt es Planungen, für das Schulzentrum Mitte-Ost und die Albrecht-Berblinger-Schule Anträge zu stellen. Die Rot-Grüne Landesregierung gibt zwar Rahmenbedingungen vor, die pädagogischen Konzepte aber sollen vor Ort entwickelt werden, obwohl noch keine Bildungspläne für die neue Schulart vorliegen. „Ob diese Experimente gut gehen, steht noch in den Sternen, denn es gibt noch keine wissenschaftlichen Beweise, dass die Gemeinschaftsschule zu besseren Ergebnissen führt“, so der Fraktionsvorsitzende der Ulmer CDU-Fraktion im Gemeinderat, Dr. Thomas Kienle. „Mit Kindern experimentiert man nicht.“
„Die Gefahr ist, dass die Anforderungen nach unten gehen und es somit zu einem Absinken des Bildungsniveaus kommt“, sagt Barbara Münch, Stadträtin und Sprecherin des Arbeitskreises Bildung der CDU Alb-Donau/Ulm.
Die zentrale Frage, ob jedes Kind, egal ob schwächer oder leistungsstärker, in einer Gemeinschaftsschule seinen Fähigkeiten entsprechend gefördert werden kann, ist noch völlig offen.
Für die Gymnasialausbildung werden ausgebildete Gymnasiallehrkräfte und spezielle Fachräume benötigt. Stehen diese nicht zur Verfügung, so werden Abstriche bei den fachlichen Ansprüchen die Folge sein.
„Wir können aber gerade in Zeiten des Fachkräftemangels nicht auf hochqualifizierte junge Menschen verzichten“, so Stadträtin Dr. Karin Graf.
Die CDU-Fraktion ist entschieden der Meinung, dass das erfolgreiche Bildungssystem in Baden-Württemberg mit europaweit der niedrigsten Jugendarbeitslosigkeit von 2 % (Spanien 50 %, Frankreich 30 %) nicht leichtfertig mit flächendeckenden Schulexperimenten aufs Spiel gesetzt werden sollte.
Auch die Anforderungen an die Räumlichkeiten einer Gemeinschaftsschule sind noch völlig offen und damit auch die zusätzlichen Kosten, die auf die Stadt Ulm zukommen. In Ulm gibt es mehr als 45 Schulen, deren Instandhaltung und Sanierung einen vordringlichen Bedarf haben. Hier dürfen keine Abstriche gemacht werden. Richtiger ist es hier mehr zu investieren, um den Sanierungsstau abzubauen. Über den geringeren Klassenteiler und zusätzliche Lehrerwochenstunden wird die Gemeinschaftsschule zudem besser ausgestattet als andere Schularten; eine solche Benachteiligung der bestehenden Schulen ist nach
Meinung der CDU-Fraktion nicht akzeptabel.
Mit mehr Lehrerdeputaten und einem niedrigeren Klassenteiler könnten alle Schulen besser auf ihre Schülerinnen und Schüler eingehen und individueller fördern. „Wir sind überzeugt“, sagt Dr. Thomas Kienle, „dass eine Steigerung der Unterrichtsqualität und des individuellen Lernens vor allem auch in den bestehenden Schulen erzielt werden kann. Hierbei muss insbesondere die Konzentration darauf gelegt werden, dass Talente und Stärken der Kinder gezielt gefördert werden.“
Mit Blick auf Ganztagsschulen müssen die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler noch stärker berücksichtigt werden.
Gesundes Mittagessen, Räume für Entspannung und Bewegung, Spiele und Aktivitäten, die das soziale Miteinander fördern, und eine positive Atmosphäre sind grundlegende Voraussetzungen, wenn Kinder sich immer länger in der Schule aufhalten.