„Wir wollen den Schwörgottesdienst beibehalten“
Die Fraktionen der CDU, FWG, SPD und FDP im Ulmer Gemeinderat fordern Oberbürgermeister und die beiden Dekane der katholischen und evangelischen Kirche auf, nicht an der Tradition des Schwörgottesdienstes zu rütteln. Der Schwörgottesdienst gehört zu den Höhepunkten des Ulmer Stadtfestes, an dem die Stadtverwaltung, an deren Spitze der Ulmer Oberbürgermeister, gemeinsam mit den Mitgliedern des Gemeinderates im gemeinsamen Gebet den Segen und das Wohlwollen für alle Ulmer Bürger erbitten.
„Nicht alles, was der geschichtslose Freigeist der Beliebigkeit ausgebärt, darf in Ulm eine Plattform finden“ unterstreicht der CDU- Fraktionsvorsitzende Dr. Thomas Kienle.
In der über 600 Jahre alten Bürgerkirche sind immer Gottesdienste in Dank und Erinnerung für das Geleistete der Bürgerschaft gefeiert worden. Der Gottesdienst war aber stets auch Quelle und Inspiration für neue Kraft und Einordnung der früher ständisch und später demokratisch verfassten Ulmer Bürgerschaft in einen größeren Zusammenhang. „Wer dieses vergisst, ist nicht nur geschichtslos, sondern gibt das herausragende Attribut Ulms als Bürgerstadt der Gesichtslosigkeit Preis.“
In anderen früheren, freien Reichsstädten des Landes wird die Schwörmontagstradition mühselig wieder entdeckt und nach Ulmer Vorbild wiederbelebt. – ob der Ex Bundespräsident Roman Herzog, der EU Kommissar Günter Oettinger oder zuletzt der stellvertretende Ministerpräsident Dr. Nils Schmidt, alle haben den besonderen Bürgersinn am Verfassungsfest Schwörmontag als einzigartiges Beispiel demokratischer Bildung moderner Städte hervorgehoben.
"Man staunt über den Populismus und die Profilierungssucht der Grünen und könnte das Ansinnen damit abtun", „aber, meint Dorothee Kühne von der SPD-Fraktion weiter, man müsse sich ernsthaft fragen, was die Grünen eigentlich gegen das Münster als Versammlungsort für den Schwörgottesdienst haben." Es ist doch die besondere Qualität des Münsters, dass es eben kein Museum ist, sondern seit Anbeginn Platz bietet für gemeinsame Gottesdienste der Stadtgesellschaft". Dieser besondere Ort verfehle seine gemeinschaftsstiftende Wirkung auch nicht auf Andersgläubige und Atheisten.
„Wenn´s nach den GRÜNEN ginge, dann könnten wir 2015 gleich die 125-Jahr Feierlichkeiten für das Ulmer Münster abblasen und das Münster in einen großen Mittelaltermarkt verwandeln, orakelt Reinhold Eichhorn. „Die Freien Wähler haben hier einen klaren Kurs“, so der FWG Vorsitzende weiter; „wer der Stadt Bestes wirklich sucht, der findet es auch beim Schwörgottesdienst und bei der Schwörfeier, die im Übrigen bei Regen auch in Zukunft im Münster stattfinden soll.
„Selbstverständlich sind alle Ulmer, egal welcher Religionszugehörigkeit sie sind, zum Schwörgottesdienst eingeladen“.
Wenig „amused“ ist auch Bruno Waidmann, Vorsitzender der Ulmer Freidemokraten im Gemeinderat.
„Die Liberalität der freien Bürgerstadt Ulm konnte immer nur deshalb so große Spannungen aushalten, weil die verschiedenen Stände und Konfessionen in der Stadt stets ihre Traditionen, Werte und Kulturen respektiert und als Wert an sich geachtet haben.“ „Wer Kultur abschafft, schafft sich selbst ab“, so Waidmann zum Vorschlag der GRÜNEN, den Schwörmontagsgottesdienst abzuschaffen.
Die unterzeichneten Fraktionen regen an, künftig das Fest der Kulturen, das in Ulm im September unter Teilnahme aller in Ulm beheimateten Kulturen gefeiert wird, mit einer gemeinsamen religiösen Veranstaltungsform zu eröffnen und bitten den Überbürgermeister und die Träger der Charta Oecumenica, hierfür einen geeigneten Vorschlag zu erarbeiten.