Kritik Umbennenung Mohrengasse
es ist in der langen Geschichte unserer Stadt bisher nur selten vorgekommen, dass einem Antrag an den Herrn Oberbürgermeister noch vor dessen Behandlung in einem Gremium des Gemeinderats von einem amtierenden Stadtrat widersprochen wurde. Hier erscheint es sinnvoll und notwendig.
Als der Vertreter unseres Gemeinderats, der sich die Geschichte unserer Stadt auf deren schwarz-weiße Fahne geschrieben hat, empfehle ich der SPD Fraktion in Ulm dringend ihren Antrag, unsere Mohrengasse in Manga Bell Gasse umzubenennen, schleunigst zurückzunehmen.
Die SPD Fraktion nimmt die derzeitige internationale Rassismusdiskussion zum Anlass, alle Namen und Begriffe, die ihr eines rassistischen Ursprungs scheinen, aus unserem Stadtbild zu löschen. Sie ignoriert dabei, dass sich die Spuren der Kolonialgeschichte nicht durch simple Umbenennungen von Straßennamen löschen lassen. Und was bei der Mohrengasse rassistisch sein soll, ist selbst bei genauem Hinsehen nicht überzeugend.
Die SPD Fraktion zeigt da schon eine größere Portion an Schimmerlosigkeit, sie setzt den Begriff „Mohr“ dem englischen Schimpfwort „Nigger“ gleich. Das ist aber falsch. Das Wort „Mohr“, dies wird in den Büchern und Nachschlagewerken unseres Hauses der Stadtgeschichte bestätigt, entstammt dem lateinischen Begriff „Maurus“, und das heißt ganz einfach der „Morgenländer“. „Mauritius“ heißt das „Morgenland“, „Mauretanien“ also, was bekanntlich eine geografische Bezeichnung ist. „Maurus“ im Deutschen wurde verballhornt dann zum „Mohren“. Da ist erst einmal nichts Rassistisches drin, das Morgenland liegt bekanntlich im Südosten, dort leben Menschen aller Herkunft und Farben miteinander.
Darüber hinaus gehört die Mohrengasse, danach benannt, zu Ulm genauso wie unser Kaffee Mohrenköpfle, die Mohrenapotheke und der Sarottimohr am Münsterplatz. Ich denke, Ulm ist Vorbild für eine gelungene Integration, wir engagieren uns vorbildlich um Menschen gleich welcher Kultur und fördern ihre Integration. Opfer aller Herkunftsländer finden bei uns eine Heimat und einen Platz in der Gesellschaft.
Man sollte das gerade in diesen Tagen, in denen es brennendere Probleme gibt, nicht durch populistischen Übereifer aufs Spiel setzen.
Mit freundlichem Gruß,
Ihr
Dr. Hans-Walter Roth