Der Antrag im Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Über archäologische Funde aus allen Teilen unserer Stadt erhalten wir wichtige Kenntnisse über unsere Stadtgeschichte. Die untere Denkmalschutzbehörde sowie das Landesdenkmalamt leisten hier hervorragende Arbeit. Oft sind es dabei nur Zufallsfunde, die gerade in neuen Baugebieten unerwartet unser Wissen um die Ulmer Vergangenheit erweitern.
Das gilt auch für die Adlerbastei, wo gerade bei Grabungen Fundamente der mittelalterlichen Stadtbefestigung auftauchten. Nur oberflächlich abgegraben zeigen sich schon jetzt interessante Mauerreste. Es handelt sich dabei unter anderen um einen Torbogen, Höhe und Breite lassen vermuten, dass es sich hier um den schon lange gesuchten Osteingang, zumindest aber einen alten Zugang vom Donauufer zur Stadt handelt.
Die Grafik von Hartmann Schedel aus dem Jahre 1493 hilft hier bei der Einordnung weiter, auch das archäologische Kataster von Ulm lässt hier ein Tor vermuten. Selbst der Kupferstich von Matthäus Merian im Band „Schwaben“ von 1643 lässt darauf schließen, dass an dieser Stelle die Schiffe, aus Wien kommend, eine feste Stelle zum Anlanden hatten und ihre Waren durch das jetzt entdeckte Tor einst in die Stadt brachten.
Des Weiteren berichteten uns die öffentlichen Medien im Mai 2007, dass im Bereich der damaligen Baumaßnahmen nahe der Adlerbastei jungsteinzeitliche Funde gemacht wurden. Es handelte sich um eine Pfeilspitze und Knochenreste aus der Ötzi-Zeit, als deren Herkunft eine Siedlung am Schwarzen Meer diskutiert wird. Dies sind die ältesten Beweise für einen Handelsweg entlang Donau, weitere solche Funde sind jetzt auf dem Gelände der Absprungstelle von Berblinger zu erwarten.
Es wäre in meinen Augen Frevel, jetzt die archäologischen Grabungen an der Adlerbastei einzustellen, um dort das Fundament für den Berblinger Aussichtsturm zu betonieren, man sprach schließlich von Pfeilern bis zu 14 Metern Tiefe. Dadurch würden wertvolle Funde aus der Ulmer Stadtgeschichte, - wie in der letzten Zeit schon oft genug geschehen -, unter einer Decke von Stahlbeton endgültig verschwinden.
Ich beantrage daher alle Baumaßnahmen für den geplanten Berblinger Aussichtsturm an der Adlerbastei mit sofortiger Wirkung vorerst ruhen lassen. Das Rathaus sollte einen Baustopp verhängen, der Gemeinderat sollte kurzfristig über das weitere Vorgehen in diesem, für unsere Stadtgeschichte unersetzlichen Bereich, entscheiden.
Mit freundlichen Grüßen
Im Namenen der CDU/UfA-Fraktion
Dr. Hans-Walter Roth
Stadtrat (CDU)